Die Mädchen und Jungen, die zu uns wechseln, haben fast immer in ihrem Leben sehr belastende Dinge erlebt. Diese Vorgeschichte hat Spuren hinterlassen – Spuren, denen wir mit unserem speziellen traumapädagogischen Konzept wirkungs- und liebevoll begegnen. Dabei arbeiten bei uns alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach gemeinsam erarbeiteten Standards. Sie werden regelmäßig geschult und von Expert*innen begleitet.

Fallbeispiel 1

Der zehnjährige Axel nimmt mit seinem Kettcar an einem Wettrennen teil und wird trotz größter Anstrengung am Ende „nur“ Zweiter. Der Frust über den verfehlten Sieg bringt ihn völlig außer sich. Er gerät in Panik und schlägt wie von Sinnen auf ein anderes Kind ein.

Schon bei der Aufnahme erfahren die Kinder und Jugendlichen Wertschätzung und Transparenz. Sie werden von Anfang an aktiv beteiligt und erleben ihr neues Zuhause als sicheren Ort. Gemeinsam mit den Pädagog*innen arbeiten sie bisher Erlebtes auf. Wir schaffen Raum zur Reflektion, machen Mut, sich auf Neues einzulassen und helfen dabei, die eigenen Talente zu entfalten. Dabei achtet auch unser pädagogisches Team stets darauf, sich selbst und die eigene Arbeit mit Kolleg*innen und Trainer*innen immer wieder zu überprüfen. Auch zu den Eltern pflegen wir stets eine wertschätzende Haltung und sind im regelmäßigen Dialog mit ihnen. Damit sie wissen: Ihr/e Kind/ Jugendliche*r ist bei uns gut aufgehoben.

Fallbeispiel 2

Der zwölfjährige Peter soll zunächst die Hausaufgaben erledigen, bevor er zum Fußballspielen geht. Als er die Rechenaufgabe nicht versteht und niemand unmittelbar zur Verfügung steht, der ihm helfen kann, gerät er in einen „anderen Film“, weiß nicht mehr wo er ist und zerstört sein Zimmer.

Unser traumapädagogisches Konzept umfasst alle Lebensbereiche und Entwicklungsstufen. Wir leben es beim Aufbau individueller Beziehungen ebenso wie in der Gruppe, in Krisensituationen oder wenn Übergänge zu gestalten sind - sei es vom neuen Zuhause in die Schule, beim Wechsel einer Einrichtung oder in eine Pflegefamilie. Gemeinsam können wir auf diese Weise am besten unterstützen – damit das Leben gelingt.

Fallbeispiel 3

Die 16-jährige Annika ritzt sich bei Stress tief ins Muskelfleisch.

Implementierung in unserer Einrichtung

Inzwischen blickt die Kinder- und Jugendhilfe St. Mauritz in Münster auf eine mehrjährige Erfahrung mit der Traumapädagogik zurück. Von 2008 – 2011 wurden insgesamt 80 Fachkräfte unserer Einrichtung von Dozent*innen des Zentrums für Traumapädagogik (Hanau) in Traumapädagogik qualifiziert. Dieser Prozess wurde durch das Institut für Kinder- und Jugendhilfe Mainz evaluiert. (Unsere Jugend Heft 1.2014)